Guatemala: Land der ungerechten Besitzverteilung

Der 36 Jahre lang dauernde Bürgerkrieg hat in Guatemala tiefe Spuren hinterlassen. Die im Februar 1997 eingesetzte Kommission für die historische Wahrheitsfindung dokumentiert die Menschenrechtsverletzungen während des des Bürgerkriegs: Etwa eine Million Menschen mussten flüchten, 200 000 sind verschwunden oder getötet worden, mehr als 80 Prozent der Opfer waren Indigenas, die die Mehrheit der Bevölkerung darstellen.

Auch wenn 1985 die Militärdiktatur durch eine demokratisch gewählte Regierung abgelöst wurde, so haben sich die Machtverhältnisse sowie die ungerechten Besitz- und Sozialstrukturen nicht grundlegend verändert. Zudem werden bis heute noch zahlreiche Zivilisten und um Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen bemühte Bürger umgebracht. Entsetzen rief die Ermordung des Bischofs Juan Gerardi Conedera am 26. April 1998 hervor – zwei Tage nach Veröffentlichung des Wahrheitsberichts des Menschenrechtsbüros des Erzbistums Guatemala-Stadt über Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkriegs. Große Schwierigkeiten gibt es heute außerdem bei der Reintegrierung von Bürgerkriegsflüchtlingen.

Die Schwestern von der Liebe Gottes sind seit dem 21.01.2001 in Guatemala tätig

Eine Email und Fotos aus Guatemala

 

Quetzal, 30.6.2001

Meine lieben Damen, Freunde und Freundinnen der Gemeinde, 

Ich grüße Sie alle herzlich. Ich habe heute die Möglichkeit eine Electronic Mail zu schicken, die heute das schnellste Mittel ist. 

Die Provinzialoberin, Schwester Concha hat uns angerufen, sie sagte mir sie hätten Dias und Fotos vom EI Quetzal gesehen; ich freue mich darüber. So können Sie sich eine Vorstellung des Ortes machen . Durch die Schwester weiß ich auch, dass Sie mir ein Fax geschickt haben. Leider habe ich es nicht bekommen. Die Verbindung mit Guatemala ist sehr schwer, aber nicht unmöglich. Trotzdem bedanke ich mich dafür. 

Jetzt ist Winter hier. Winter heißt in Guatemala: Regenzeit. Es regnet jeden Nachmittag. Der Tag beginnt sonnig, trocken und warm. Ab Mittags wird es neblig und fängt das Gewitterschauer an. Das Gewitter und der Regen sind sehr stark durch die reichliche Vegetation; die Strassen werden zu Flüsse. Aus diesem Grund fällt das Licht oft aus. Eine Kerze oder eine Lampe haben wir immer zur Hand. Das Gewitter dauert in der Regel nicht lange. Die Temperatur ist sehr unterschiedlich von Ort zu Ort. In Ei Quetzal, wenn es regnet wird frisch und man. kann eine Jacke gebrauchen, mehr nicht. Ich lasse mich überraschen was noch kommen wird. 

Die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage in Guatemala ist zur Zeit sehr kritisch. Korruption, Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Verbrechertum, Teilung, Armut. Das sind die Themen in der Zeitung jeden Tag. Dazu muss ich sagen, dass EI Quetzal ein ruhiges Dorf ist.Wir wohnen in einem großen Haus, das früher als Bildungshaus in der Diözese gebraucht wurde. Das ist viel zu groß für vier Leute, aber gibt es in Moment keine andere Möglichkeit. Zu der Kirche gehören auch, andere Gebäude, die vor ca. vierzig Jahre von einem Priester aus Kanada gebaut wurden. Heute sind die Gebäude da, einige verlassen und leer. Die Nöte liegen heute anderswo. 

Wir lassen uns Zeit um alles langsam kennen zulernen, wir gehen aber, immer weiter. Ich fühle mich wohl. Ich habe mich gut eingelebt; die Sprache macht viel aus. 

Viele Grüße an alle. Ich wünsche Ihnen Gesundheit, Freude und Friede. Es grüßt Sie und bleibt mit Ihnen im Gebet vereint., 

Ihre Schwester Maria Jesus del Riego